SOLLBRUCHSTELLEN
Im Laufe des Jahres 2020 veränderte sich die Wahrnehmung des öffentlichen Raums in den Städten auf irritierende Weise. Selbst die auf Profit getrimmten Innenstädte wurden durch Lock-down oder Ausgangsperre zu seltsamen No-go-areas, in denen andere Menschen ein bisschen verloren oder gefährlich wirkten, als hätten sie es nicht rechtzeitig in irgendeins der angesagten digitalen Formate geschafft.
Im nun offensichtlich kulissenhaften Kontext der Stadt eröffneten sich in den Augen einiger junger Künstler*innen ganz neue Räume für künstlerische Projektionen, in allen Sinnen des Wortes, während ihre Ateliers an der Hochschule geschlossen blieben und die Begegnungen am Bildschirm allmählich an Attraktivität verloren. In kleinen, experimentierbereiten Gruppen erkunden sie seitdem Straßen, Mauern, Ecken und Flächen. Mobil ausgestattet mit Bildern, Klängen und Equipment spüren sie im Stadtraum Orte auf, die sich für ihre Eingriffe eignen. Sie bringen künstlerische Handlungen an spezifische Stellen im Stadtgefüge und diese gehen mit ihrer gespenstischen Leere in eine ungeahnte Resonanz damit ein.
Inyoung Jang
Ivan Labalestra