SUNDIEREN
In der Stadt Sundern im Sauerland findet ein Transformationsprozess, wie ihn viele Kleinstädte erleben. Die vom Verkehr befreite Einkaufsstraße, an der die üblichen Geschäfte und Lokale ein wirtschaftliches und soziales Zentrum bildeten, büßt ihre Rolle als Ortsmitte nach und nach ein. Die Flut verursachte für diese Situation eine verschärfende Zäsur, denn nachdem die Straße zu einem zerstörerischen Fluss geworden war, stellte sich überall die Frage nach der zukünftigen Rolle der Gebäude. Unter anderem geriet das als Fachwerk errichtete, ursprüngliche Bauernhaus in den Fokus. Es war über viele Jahrzehnte in zahlreichen Um- und Anbauphasen zu einem absurd verschachtelten Wohnhaus mit Ladenlokalen im Erdgeschoss geworden. Jetzt war es so stark beschädigt, dass es nicht weiter nutzbar war. Nach einer Machbarkeitsstudie einigte man sich darauf, an dem Standort des alten Bauernhauses ein Forum für Kultur und Begegnung zu konzipieren, der diese lebendigen Bestandteile der Gesellschaft bündelt und weiterentwickelt.
In diesem Kontext kam der Kunstverein auf die HBKsaar zu, mit dem Wunsch, diesen geplanten Prozess künstlerisch aufzugreifen, ihn sichtbar und nahbar zu machen.
Nicht nur der Ausstellungsraum des Kunstvereins, sondern auch das alte, verwohnte Haus selbst standen für diese Auseinandersetzung zu Verfügung, allerdings ließ dessen Zustand keinen Publikumsverkehr zu: Es konnten nur Eingriffe und Exponate erdacht werden, die von außen einzusehen sein würden.
Vom Sondieren weiß man, dass es sich um ein sorgfältiges Erkunden einer Sachlage handelt. Dabei versucht man von außen mittels Sonden, die Möglichkeiten eines Vorhabens unter bestimmten Gegebenheiten zu analysieren. Man erörtert eine Situation, auch um das eigene Verhalten und Vorgehen daran anpassen zu können.
Mit Sundieren wird nun eine spezifisch künstlerische Methode der Untersuchung benannt: Ein fokussiertes Ausloten, ein akribisches Hineinhorchen, ein sorgfältiges Abtasten von Beschaffenheiten, das Aufspüren und Stimulieren von Potenzialen einer Situation. Konkret begaben sich die Kunststudierenden und ihre Professor*innen einerseits auf eine Spurensuche im Haus selbst, entnahmen dort Proben in Form von Gegenständen und Aufnahmen, um sie transformiert im Kunstverein auszustellen.
Bodenarbeit Irina Schulze
Installation mit Animationsfilm Ronja Opladen
Papierinstallation Su Young Kim
Brunnen Kyungju Kim
Spiegelinstalltion Janik Schmitz
Soundinstallation Ham Babaei
Performance Ivan Labalestra